Musikalischer Frühling am Herbstkonzert in Sarnen
Das Seniorenorchester Luzern sorgte in Sarnen für den passenden Kontrapunkt zu einem grauen Novembertag.
«Ich bin überwältigt!» Mit diesen Worten begrüsste Kurt Bucher, Präsident der IG Alter Obwalden, das Publikum. Überwältigt nicht zuletzt deshalb, weil die Aula Cher in Sarnen am Mittwoch bis auf den allerletzten Platz gefüllt war. Man wusste, was auf einem zukam, denn das «Herbstrepertoire» des Seniorenorchesters – in dem auch einige Ob- und Nidwaldner Spielen – unter der Leitung von Josef Gnos versprach den Freunden sinfonischer Musik populäre Melodien und «frühlingshafte Gefühle».
In ihrer Moderation stellte die Orchester-Präsidentin Rita Kopp-Gnos ihr Ensemble als «schweizweit grösstes dieser Art mit Instrumentalisten aus 8 Kantonen» vor. Das gemeinsame Musizieren bedeute «Lebensqualität» – und davon spürte in der Tat auch das Publikum einiges.
Fortschritte erzielen
Schon die vom Posaunensatz geprägte Introduktion zur «Sinfonia» aus «Nabucco» von Giuseppe Verdi (1813–1901) liess die bereits erwähnten Gefühle hochkommen. Das sorgfältige und gleichzeitig spannungs- und kraftvolle Spiel gepaart mit tadellosen Leistungen in den Registern liess aufhorchen und zeugte von ansprechender Qualität. Über das Vorgehen, diese auf Dauer zu sichern, sprach unsere Zeitung schon vor Beginn des Konzertes mit Josef Gnos: «Wir Senioren werden unseres zunehmenden Alters wegen beim Musizieren grundsätzlich nicht mehr besser, im Gegenteil. Aber trotzdem können wir innerhalb eines Konzertprogramms Fortschritte erzielen.» Das sei in den letzten Jahren auch passiert, meinte der über Jahrzehnte erprobte und erfolgreiche Dirigent und Musikpädagoge. Gnos weiter: «Das Orchester geniesst eine gewisse Anziehungskraft, was uns zu neuen Mitgliedern verhilft und somit die musikalische Zuverlässigkeit stärkt.»
Klavierwerk für Könner
Es folgte «Wienerisches» im Dreivierteltakt. Die strahlende Geigerin Milena Bonaventurova gab mit aufmerksamer Begleitung durch das Seniorenorchester «Liebesfreud und Liebesleid» von Fritz Kreisler (1875–1962) zum Besten. Zum musikalischen Höhepunkt des Nachmittags-konzertes geriet ein ambitioniertes Werk von Franz Liszt (1811–1886). Der ungarische Komponist «fantasierte» auf den 88 Tasten seines Konzert-pianos im Jahr 1852 über Motive aus den «Ruinen von Athen» von Ludwig van Beethoven. Was damals entstand, ist geprägt von höchsten Anforderungen an jeden Solisten. Tommaso Carlini, der junge, aus dem italienischen Civitavecchia stammende Pianist, wurde ihnen gerecht und verblüffte durch seine immense Technik und Interpretationskraft. Als Zugabe erklangen – zusammen mit Milena Bonaventurova – zwei «Rumänische Tänze» von Béla Bartók (1881–1945). Die Violinistin erhielt erst damit die Gelegenheit, ihr wahres Können unter Beweis zu stellen.
Hingabe und Spiellaune
Der zweite, überaus gehörfällige Konzertteil war geprägt von Tschaikowsky (1840–1893) und seinem «Blumenwalzer» aus dem Ballett «Der Nussknacker»; weiter von der Nr. 4 aus den «Legenden Opus 59» von Antonin Dvořák (1841–1904) und schlussendlich von Walzerkönig Johann Strauss (1825–1899) und seinem schier unverzichtbaren Welthit im Dreivierteltakt «An der schönen blauen Donau». Das Seniorenorchester tat es noch den Wiener Philharmonikern gleich und setzte des Walzerkönigs Neujahrskonzert-Zugabe «Radetzky Marsch» obendrauf.
Das mit viel Hingabe und bester Spiellaune vorgetragene Herbstkonzert des Seniorenorchesters Luzern brachte Franz Enderli, Präsident von Pro Senectute Obwalden, in seinem Schlusswort auf den Punkt: «Das hat mich persönlich glücklich gemacht!» Er entliess das begeisterte Publikum mit Worten des Schriftstellers Franz Kafka: «Wer sich am Schönen erfreut, altert weniger.»
Autor: Primus Camenzind (mit freundlicher Genehmigung)
Veranstalter