IG Alter Obwalden

Gelungener Frühlingsausflug ins Elsass nach Mulhouse

Früh aufstehen und danach auf und weit davon! Denn erstmals seit längerer Zeit lag das Ziel des IG-Alter-Frühlingsausflugs wieder einmal ausserhalb der Schweizer Grenze, im benachbarten Elsass. Auf dem abwechslungsreichen Programm standen diesmal der Besuch des Automobilmuseums in Mulhouse, garniert mit einem Mittagessen in einer typischen Elsässer Auberge und einem gemütlichen Bummel durch die hübsche Altstadt.

1-Der-blaue-Bugatti-Royale-das-Prunkstuck-des-groessten-Automuseums-Europas
2-In-Reih-und-Glied-herrliche-Oldtimer-noch-und-noch
3-Auch-die-Fans-von-Autorennen-kommen-auf-die-Rechnung
4-Gesellige-Tafelrunde-in-der-Auberge-des-Franciscains
5-Der-gotische-Dom-von-Mulhouse-mit-dem-97-Meter-hohen-Glockenturm
6-Das-rosafarbene-Rathaus-mit-Schweizer-Kantonswappen-an-der-Fassade
7-Wilhelm-Tell-wacht-mit-Sohn-Walter-ueber-das-Treiben-auf-dem-Hauptplatz
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Bereits der Start unserer Reise war verheissungsvoll: Ein vollbesetztes Car, eine gutgelaunte Reisegruppe, und eine für den heuer besonders launischen Monat April zuversichtliche Wetterprognose, trocken und etwas sonnig sollte dieser Tag werden. Natürlich fehlte auch der obligate „Znünihalt“ mit Kaffee und Gipfeli nicht, speditiv serviert vom Wirtepaar des Restaurants „Adelboden“ in Wikon, dass dafür extra seinen „Wirtesonntag“ unterbrach! Wie der Wirt uns aufklärte, hat der Name nichts mit dem bekannten Berner Oberländer Ferienort zu tun. Er geht vielmehr auf die Ritter zurück, die seinerzeit oberhalb des Dorfes Wikon hausten, und für ihre Ritterspiele die flachen Wiesen im Tal in Beschlag nahmen, sich somit auf „adligem Boden“ vergnügten.

Ohne Stau ging es in zügig weiter Richtung Elsass in die rund 30 Kilometer von Basel entfernte Stadt Mulhouse, mit rund 110‘000 Einwohnern der grösste Ort im französischen Departement Haut Rhin. Etwas ausserhalb der Innenstadt befindet sich das Automobilmuseum, dass gemäss seiner Eigenwerbung die schönste und kostbarste Autosammlung der Welt beherbergt. Ob übertrieben oder nicht, mit 450 edlen Karossen aus der Anfangszeit der Automobilindustrie, darunter 87 Wagen der berühmten elsässischen Marke Bugatti, der Anblick des riesigen, auf Hochglanz polierten Wagenparks löst wirklich einen Wow-Effekt aus! Und so bestaunten auch wir die glitzernden Limousinen, bewunderten deren tolles Design, schwärmten von den elegant geschwungenen Kotflügeln, den filigranen Speichenrädern, bewunderten die noble Innenausstattung und merkten uns verblüfft die für die damaligen Verhältnisse enorm hohen Höchstgeschwindigkeiten! Hält man sich die damals noch engen, holprigen Strassen vor Augen – wie waren das noch abenteuerliche (Auto-)Zeiten!

Die grossartige Sammlung geht auf die in der Textilindustrie tätigen Gebrüder Schlumpf zurück. Sie erwarben 1957 in Mulhouse eine Wollspinnerei, in deren Maschinenhallen heute das Automuseum untergebracht ist. Ihr extravagantes Hobby war allerdings ein teures, letztlich fatales Hobby. Statt in ihre Fabriken zu investieren, gaben sie Millionen für ihre Sammelwut aus. Als in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts Europas Textilindustrie in die Krise schlitterte, brach dies den herunter gewirtschafteten Fabriken der Gebrüder Schlumpf das Genick, ihre Firmen gingen pleite, Tausende Arbeiter verloren ihre Stelle, um die teure Autosammlung entbrannte ein jahrelanger, heftiger Rechtsstreit. Dem Engagement des französischen Staates und dem persönlichen Einsatz des damaligen Präsidenten François Mitterrand ist es zu verdanken, dass die kostbare Sammlung schliesslich erhalten blieb: Für 44 Millionen Francs wurde sie aus der Konkursmasse herausgelöst, die Gläubiger entschädigt und ein der Öffentlichkeit zugängliches Museum errichtet.

Herumlaufen und Hingucken macht müde, hungrig, durstig! Die wohlverdiente Mittagspause verbrachten wir in der „Auberge des Franciscains“, einem kleinen elsässischen Restaurant in der Innenstadt von Mulhouse. Wer hier mönchische Bescheidenheit erwartete, der irrte sich! Ganz im Gegenteil: Ein typisch elsässisches Drei-Gang-Menü (Terrine, Schweinshaxen auf Sauerkraut, Apfelkuchen) stand auf dem Programm. Dies indessen in einer Fülle, die eher für Holzfäller bemessen war denn für Ausflügler mit normalem Appetit! Manch eine(r) hat sich gedacht und gesagt: Wirklich gut, aber viel Zuviel des Guten! Das reichliche Mittagessen bestätigte uns eine Charakterisierung der elsässischen Küche: sie sei ein Gemisch aus französischer Raffinesse und deutscher Deftigkeit! Wie wahr!

Der nachfolgende Verdauungs-Spaziergang durch die kleine, hübsche Altstadt war somit nachgerade angezeigt und wohltuend, auch wenn sich die angesagte Sonne leider nun doch nicht so recht zeigen wollte. Immerhin aber war es frühlingshaft mild, trocken und damit ideal für einen gemütlichen Bummel. Ausgangspunkt war der grosse Hauptplatz, der ‘Place de la Réunion’. Er ist umrahmt von farbenfrohen Häusern im Renaissance-Stil und geprägt vom neugotischen „Dom von Mulhouse“ der mächtigen protestantischen Stephanskirche mit ihrem 97 Meter hohen Glockenturm, dem höchsten Kirchturm im oberen Elsass.

Ein grosser Hingucker auf dem Platz ist auch das alte, rosafarbene Rathaus, an dessen Fassade sich die über 300 Jahre andauernde historische Verbundenheit der Stadt mit der Eidgenossenschaft ablesen lässt, sind doch hier die Wappen der damals verbündeten Kantone aufgemalt. Mulhouse war nämlich ein zugewandter Ort der alten Eidgenossenschaft, eine mit der damaligen Schweiz verbündete Stadt, die bis zur Französischen Revolution im Jahr 1798 ihre Selbständigkeit bewahren konnte. Mit der Neuordnung Europas am Wiener Kongress im Jahr 1815 war die Eingliederung in die Schweiz kein Thema mehr und endgültig vom Tisch. Doch bis heute geblieben ist der enge Bezug zu unserem Land. Nur wenige Meter vom Rathaus entfernt beginnt die Wilhelm-Tell-Strasse, an der sich auch das gleichnamige Café „Guillaume Tell“ befindet.  An dessen Hausecke prangt eine Skulptur von Wilhelm Tell mit dem Pfeilbogen und seinem Sohn Walter, das Gesicht Richtung Zentralschweiz gerichtet!

Gewissermassen behütet und begleitet vom helvetischen Freiheitshelden machten wir uns mit vielen Eindrücken wieder auf die Heimreise. Der bekannte und beliebte Chauffeur Alois Hofstetter von Koch Reisen brachte uns wohlbehalten und sicher nach Obwalden zurück und erhielt für seinen Einsatz verdientermassen grossen Applaus.

Mein Dank als Reiseleiter gilt nicht nur ihm, sondern der ganzen Reisegruppe. Vielen herzlichen Dank fürs Mitkommen, für die anregenden Gespräche! Es war schön mit Euch! Auf ein frohes Wiedersehen!

Karl Fischer / IG Alter