Wenn auf der Alpennordseite der Föhn bläst, so ist es im Süden meist regnerisch. Und so war es denn auch am 19. Oktober, als sich unsere muntere Reisegruppe in Richtung Como aufmachte. Als wir nach rund einstündiger Fahrt im komfortablen Car von Koch Reisen den Gotthardtunnel verliessen und uns in Airolo dem Kaffeehalt in der Schaukäserei näherten, wurden wir mit dickem Nebel und Nieselregen empfangen. Umso willkommener und bekömmlicher waren der braune Seelenwärmer und das dazugehörige obligate Gipfeli, die uns für die Weiterreise stärkten!
Kurz vor Mittag erreichten wir unser Reiseziel, die Stadt Como am gleichnamigen See, mit rund 85’000 Einwohnern das Zentrum einer landschaftlich reizvollen Region, die seinerzeit schon die Römer (die Gründer der Stadt) und heute die Reichen und Schönen in ihren Bann zieht, deren Villen am Comersee regelmässig in die Schlagzeilen der Klatschpresse finden. Hier erwartete uns nach einem kurzen Spaziergang am See das Ristorante «Funiculare» und damit typische italienische Esskultur: Denn wenn sich unsere südlichen Nachbarn in gemütlicher Runde zu Tisch setzen, gibt’s nicht einfach nur eine Pizza (was überhaupt nicht abwertend gemeint ist!), dann wird vielmehr ausgiebig und fein getafelt! Der uns servierte leckere «Mehrgänger» versetzte uns alsbald in gute Stimmung! Vielen von uns wurde es dabei auch ohne Sonne am Himmel warm ums Herz.
So gestärkt und guter Dinge waren wir am Nachmittag bereit für einen Bummel durch die historische Altstadt von Como. Überragt wird deren historisches Zentrum vom eindrücklichen Dom mit seiner 75 Meter hohen runden Kuppel. In unserer schnelllebigen Zeit ist es kaum zu glauben, dass der Dom während einer Zeitspanne von dreieinhalb Jahrhunderten (!) erbaut wurde. Bis zur Fertigstellung im 17. Jahrhundert flossen daher verschiedene Baustile ein; geprägt ist das Erscheinungsbild des Doms jedoch aus der Zeit des Baubeginns in der Spätgotik.
Charakteristisch für italienische Städte sind auch deren grosse Plätze, in die zahlreiche Gassen und Strassen münden, vielfach gesäumt von einladenden Strassencafés. Das ist in Como nicht anders: Die Piazza Volta beispielsweise ist einem berühmten Bürger der Stadt gewidmet: Alessandro Volta, dem Erfinder der Batterie. Ein Denkmal mit der Statue Voltas prägt und überragt den Platz und erinnert daran, dass Como dank Alessandro Volta gewissermassen auch eine Stadt des Lichts ist.
Lichtblicke gibt es in der weitgehend autofreien Altstadt einige: Da sind die engen Gassen, gesäumt unter anderem von edlen Boutiquen, in deren Schaufenstern farbenfrohe Seidenstoffe die Blicke der Passanten auf sich ziehen. Seit der Renaissance war die Seidenverarbeitung für die Stadt Como der wichtigste und prestigeträchtigste Wirtschaftssektor. Die noch heute in der Region hergestellten Seidenprodukte zählen zu den hochwertigsten Erzeugnissen ihrer Art. Und da ist die prächtige und verlockende Vielfalt der mediterranen Früchte und Gemüse, die sich an Marktständen und in den Delikatessenläden bewundern und verkosten lässt. Und als Zugabe gibt es beim Flanieren zudem das Eintauchen in die «Italianità»: Modisch gekleidete Damen und Herren laufen zielstrebig an gut frequentierten Cafeterias und Bars vorbei, in denen eifrig diskutiert oder dem «dolce far niente» gefrönt wird: Sehen und gesehen werden, das ist auch in Como die Devise.
Gesehen haben wir einiges, zu entdecken gibt es noch viel mehr! Como ist wirklich eine Reise wert, so war nach dem Stadtspaziergang zu hören. Eine verkannte Perle unweit der Schweizer Grenze! Kein Wunder, dass etliche Mitreisende gleich ihre Absicht bekundeten, wieder einmal nach Como zu reisen. Zum Beispiel im nächsten Frühling, wenn die Tage wieder länger werden und uns Sonne und Wärme uns in den Süden locken.
Kurz vor dem einsetzenden Feierabendverkehr – die sich auf der Gegenfahrbahn stauende Autoschlange der aus dem Tessin heimkehrenden italienischen Grenzgänger war bereits eindrücklich lang – machten wir uns auf den Heimweg, in Richtung Norden erfreulicherweise ohne jeglichen Stau. Somit erreichten wir zeitgerecht wieder unsere Einstiegsorte; die Heimreise war gewissermassen auch eine Abschiedsfahrt und durchaus mit etwas Wehmut verbunden. Denn höchstwahrscheinlich war dies der letzte Ausflug, den IG Alter Obwalden wegen der drohenden Auflösung des Vereins für seine Mitglieder anbot.
Mir als Reiseleiter (und hoffentlich auch Ihnen) bleiben viele schöne Erinnerungen: An tolle und spannende Ausflüge in alle Landesteile und zum Teil ins grenznahe Ausland. An stets froh stimmende Begegnungen und die interessanten Gespräche mit Ihnen, geschätzte IG-Alter-Mitglieder. Vor allem aber bleibt mir zu danken: In erster Linie Ihnen für ihre Verbundenheit mit uns, und dann auch meinen Kolleginnen und Kollegen im Vorstand. Flotter Teamgeist und viel Elan machten es möglich, Veranstaltungen anzubieten, die zu unserer Freude ihrerseits auf reges Interesse stiessen.
Karl Fischer