Das letzte Heimspiel des Dirigenten: Josef Gnos lässt es «nordisch» ausklingen
24. November 2021
Das Seniorenorchester Luzern gastierte einmal mehr in Sarnen. Für den Dirigenten war es das letzte Konzert in seiner Heimat.
Zusammen haben dies das IG-Alter Obwalden mit pro Senectute, unter Einhaltung aller Vorgaben zu Corona, ermöglicht.Text und Bilder 1+2 von Primus Camenzind vom 25.11.2021, Luzerner Zeitung; restliche Fotos von Karl Fischer / IG-Alter Obwalden.
Im Obwaldner Kantonshauptort haben die Konzerte dieses Orchesters Tradition und sind äusserst beliebt. Auch am Mittwoch, 24. November, fanden sich trotz der bekannten Einschränkungen viele Musikfreunde in der Aula Cher ein, zumal Josef Gnos in Sarnen zum letzten Mal den Taktstock führte.
«Das Seniorenorchester dirigiere ich inzwischen seit 19 Jahren», erklärte Gnos im Gespräch vor dem Konzert. Den Rücktritt kündigte er dem Orchester im vergangenen Juni an. «Ich gab dem Verein allerdings ein Jahr Zeit, sich darauf einzustellen.»
Ausserhalb von Obwalden finden unter seiner Leitung noch das Neujahrskonzert im Luzerner Theater und zwei weitere Konzerte im Juni in Muri und Emmen statt. «Mein eindrücklichstes und dauerhaftes Erlebnis mit dem Seniorenorchester ist die Tatsache, dass es möglich war, mit den Seniorinnen und Senioren musikalisch wirkliche Fortschritte zu erzielen.» In Sarnen, in der Nähe der alten Dorfturnhalle weilend, kam Gnos eine weitere Erinnerung hoch: «Dort dirigierte ich vor 53 Jahren nämlich mein allererstes Konzert mit der Feldmusik Sarnen.»
Zukunft mit mehr Freiraum
Es gab für den 76-jährigen Musikpädagogen natürlich besondere Höhepunkte mit dem Seniorenorchester. «Als wir zum Beispiel mit einem 16-jährigen Pianisten ein Klavierkonzert von Edvard Grieg spielen durften.» Gnos schliesst nicht aus, dass er irgendwann wieder für ein musikalisches Projekt aufs Dirigentenpodest steigt. «Das ganze Jahr hindurch proben und ständig engagiert sein, dass möchte ich allerdings nicht mehr», erklärt er und ergänzt:
«Ich schätze es, in Zukunft vermehrt frei über meine Zeit verfügen zu können.»
Seit Jahren beschäftigt sich Josef Gnos nämlich talentiert und leidenschaftlich mit Malerei und Kunstdruck.
Den Beweis für den von Gnos vor Konzertbeginn berichteten Fortschritt des Seniorenorchesters blieb er auf der Cher-Bühne nicht schuldig. Walter Imgrüth, Präsident des Ensembles, brachte das aktuelle Repertoire auf den Punkt: «Wir spielen im weiten Sinne nordisch.» Zu Beginn erklang die Schottische Ouvertüre «Im Hochland» von Niels Wilhelm Gade (Dänemark, 1817-1890). Nordische Literatur inspiriert sein Werk. Es ist von volksliedhafter Melodik geprägt und reicht von Besonnenheit bis zur lebendigen Tanzlust – Stimmungen, die das Orchester gekonnt umsetzte. Mit dem «Klarinettenkonzert Nr. 1, f-Moll» von Carl Maria von Weber (Schleswig-Holstein, 1786-1826) erfolgte der eigentliche Höhepunkt des Konzertes. Eine bis in frühe gemeinsame Studienzeiten zurückreichende Freundschaft des Dirigenten mit Thomas Brand ermöglichte dem Publikum ein eindrückliches Hörvergnügen. Brand wirkte während 40 Jahren als Solist im Luzerner Sinfonieorchester. Seine Virtuosität, gepaart mit ausgewogener Tonkultur, ist ihm auch im Ruhestand erhalten geblieben. Vor allem das erfrischende «Rondo Allegretto» zeugte von Thomas Brand seine handwerkliche Fertigkeit. Eine Klarinettenklasse der Musikschule Sarnen zeigte sich vom Solisten stark beindruckt und klatschten begeistert dazu.
Zurück zu Lehar und Strauss
Die sieben kurzen und facettenreichen «Schwedische Tänze» von Max Bruch (Köln/Berlin, 1838-1920) wurden von den Instrumentalisten mit Spielfreude interpretiert, genauso wie der liebliche «Amélie Walzer» von Hans Christian Lumbye (Dänemark, 1810-1874). Immer wieder konnten sich einzelne bestens disponierte Bläser und Streicher aus dem Ensemble vorteilhaft in Szene setzen.
Etwa der Solohornist, die Flötistin oder die Konzertmeisterin in «Salut d’Amour» von Edward Elgar (Grossbritannien, 1857-1934). Schlussendlich fand das Seniorenorchester gegen Ende des offiziellen Programms zurück zur Musik von Franz Lehar (Österreich, 1870-1948). Der Walzer «Gold und Silber» bescherte dem Publikum bestbekannte Melodien aus einer glanzvollen Epoche.
rac / 26.11.2021.